Ich fahre den „ Forgotten World Highway“ entlang und vergesse die Zeit. Das Bild, das sich mir ergibt ist eines, dass ich nicht geglaubt habe, dass es auf unserer Welt existiert. Im Rückspiegel ziehen saftig grüne Wiesen, rauschende Bäche, malerische Täler, unendliche Weiten, brodelnde Vulkane und smaragdgrüne Seen vorbei. Die Strasse ist gesäumt von Palmen, Tannen, immergrüne Pflanzen. Ich parke am Wegesrand und versuche etwas zu hören. Stille.
Stille. Aus weiter Ferne höre ich Schaf blöken.. Da! Ein paar Vögel zwitschern mir ihre Zufriedenheit ins Ohr. Schön muss das Leben für sie sein. Die Luft duftet nach saftigem Gras, es ist warm, jedoch angenehm. Die Luft duftet nach Frische, die Luft duftet nach Reinheit. Alle Worte, die ich zu finden versuche, können die Landschaft hier nicht beschreiben. Leider können das Fotos auch nicht, da mein 55mm Objektiv nicht ausreicht, um ein ansatzweise realistisches Bild dieses Landes zu transportieren. Ich habe das Gefuehl, dass noch nicht mal das menschliche Sehvermögen ausreicht.
Ich fahre weiter. Hinter der naechsten Bergkuppe tuermt ein maechtiger Vulkan empor. Ich kann es nicht glauben, da ich gestern noch an malerischen, wunderschönen und menschenleeren Buchten meinen Gedanken nachging. Wer nicht philosophisch veranlagt ist, wir hier zu einem Philosophen, davon bin ich überzeugt.
Eine ratternde, schnaufende Eisenbahn überholt mich. Sie fährt durch enge Täler und bahnt sich ihren Weg gen Süden. Phantastische Ausblicke muss man aus den Waggons haben. Ich beschliesse, das nächste Mal ein Teil mit dem Zug zu fahren. Die Wolken ziehen langsam über meinen Kopf hinweg. Der Himmel, der über mir steht ändert sein Bild minütlich. Schroffe Wolkenformationen überlagern die schon beängstigend schöne Landschaft. Ich fahre weiter und vergesse die Zeit, die hier keine Relevanz zu scheinen vermag.
Meine einzigen Gedanken bestehen daraus, ob ich die naechste Tankstelle ereichen werde, da sie noch 150 km weg ist und ich mir nicht sicher bin, wie weit man mit einer halben Tankfuellung kommt. Aber es ist gut gegangen. Weiter geht die Fahrt richtung Süden. Wellington ist nicht mehr weit.
Meine Route: Auckland – Coromandel Halbinsel – Hahei – Hot Water Beach – Hamilton – Lake Taupo – National Park – Stradfort – New Plymouth – Wellington
Die Südinsel soll schöner sein? Niemals. Man muss viel durch Europa reisen, um so unterschiedliche Landschaftsabschniite zu sehen, wobei man viele niemals finden wird. Ich komme mir vor, als fahre ich durch die Alpen, durch den Schwarzwald, durch das Rothaargebirge, durch einen Regenwald, durch Australien mit seinen vielen Palmen, durch Norwegen, durch Sardinien, durch den Kölner Stadtwald!
Beispiele: Es ist lustig. Wenn man auf die Uhrzeit schaut, wann ich Fotos gemacht habe, kann man halbwegs erkennen, wie abwechslungsreich die Natur ist. Ich bin zum Mount Egmont hoch gefahren, leider war schlechtes Wetter, so dass man noch nicht einmal aus dem Auto aussteigen konnte. Und ich hatte mich so auf den Fujiama aehnlich sehenden Berg gefreut. Nun gut. Du faehrst in Stradfort los, 15 km, bin zum Car Park. OK, dann nach 3 km bist du im tiefsten Regenwald, sehr sehr dicht bewuchert, Palmen saeumen den Strassenrand. Dann kommt ein Schild: Noch 4 km bis zum Skigebiet. What the f….??? Nach einem weiteren Kilometer hoert ploetzlich der Urwald auf, wir haben die Schneefallgrenze erreicht. Tja und dann stehst du auf einem Plateau, der Boden ist nur noch mit Graesern bewuchert. Ist das krass? Alleine der Weg hierhin war unglaublich abwechsliungsreich – und das auf 15 km. Und so ist es in ganz Kiwiland. Schafsherden, Schotterpisten, enge Tunnels und Engpaesse muessen nebenbei bewaeltigt werden. Die Raellye WM ist nix dagegen. Ich befinde mich nun im Herbst, ein komisches Gefuehl, nach den letzten Sommerwochen. Die Blaetter fallen teilweise von den Baeumen, neben einem Laubbaum steht dann eine Palme, die natuerlich gruen bleibt. What the f…. Strange, completely strange.
Unsere Erde ist wundervoll. Ich kann nur an alle apellieren: Schaut sie euch an, jeder Cent ist es Wert!
Tja, die Geschichte um Mt. Egmont war noch nicht fertig. Ich parkte und versuchte, den Berggipfel zu erkennen. Es war unmoeglich, da es zu nebelig, regnerisch und windig war. Er peitschte gegen das Auto. Wer hat Herr der Ringe gesehen? Ich fuehlte mich am schrecklichsten Ort der Welt ausgesetzt. Ich beschloss weiter zu fahren. Und dann passierte es. Das Auto sprang nicht mehr an. Der Wind ruckelte immer staerker , so dass es abenteuerlich gewesen waere, auszusteigen. Kennt ihr die Wind- und Regenkammer im Globetrotter, wenn sie voll aufgedreht ist? SO koennt ihr euch das vorstellen. Die Batterie war wohl leer, ich hatte aber noch nicht einmal das Licht angelassen. Ich war ganz alleine auf 2200m Hoehe. Das Wetter war so schlimm, dass ich nicht aussteigen konnte und dann, wie im Film, klar, ich hatte kein Handynetz. Ok, das war der Moment, an dem es mir etwas mulmig wurde. Angst machte sich breit. Ich hatte keine andere Wahl, als zu warten. Auf wen oder was wusste ich nicht. 2 Stunden spaeter war es dann soweit. Ein Farmer kam vorbei. Ich stieg aus, war innerhalb von 20 Sekunden komplett nass. Es war schwer, mich auf den Beinen zu halten, da der Wind mich fast umfegte. Der Farmer schob mein Auto an, ich rollte den Berg runter, es war die einzige Chance. JAAAA, er sprang an, der Farmer war mein Schutzengel. Ich hatte nie wieder Probleme mit dem Auto. What the f….
Trotz den kleinen, spannenden Zwischenfaelle bin ich froh, diese Reise zu machen. Man schaltet komplett ab, ich fuehle mich wie neu geboren. Einsam bin ich manchmal, jedoch findet man abends immer Unterhaltung und nette Leute in den Jugendherbergen, auch letzte Nacht, mitten auf einem Hochplatteau auf 1700m Hoehe in einer Holzhuette, in der ich geschlafen habe. Ein aelteres Ehepaar aus dem Norden von Neuseeland hat mir supertolle Infos ueber das Leben und die Sehenswuerdigkeiten gegeben. Die schoenen Abende hier werde ich vermissen. So eine Stille habe ich noch nie erlebt. Ich bin an der Stelle angekommen, wo es relaxter nicht mehr zugehen kann. Von Land zu Land wurde es einsamer, und landschaftlich gesehen, immer schoener. An den Linksverkehr gewoehnt man sich auch so schnell. Im Moment bin ich schon soweit, dass ich mir gar nicht mehr vorstellen kann, rechts zu fahren. Wie gut, dass der Einstieg in den Rechtsverkehr in der kleinen Stadt Los Angeles erfolgen wird.
Hier kommt die Galerie der Nordinsel. Die Qualitaet hab ich extra runter geschraubt, dass niemand meine Fotos einfach so verfielfaeltigt oder so. Ich darf auch darauf verweisen, dass erst in den Slideshows, die ich spaeter, wenn ich wieder in Deutschland bin, erstellen, und auf meine Homepage zur Verfuegung stellen werde, die besten Fotos gezeigt werden. Dies sind nur ein paar Eindruecke. Ihr seht Cathedral Cove, die heissen Quellen von Hot Water Beach, die Coromandel Halbinsel, Lake Taupo, den Vulkan Tongariro, den Forgotton World Highway etc. Alle Fotos von Wellington spare ich mir fuer die Slideshows auf.
Eins steht fest: Ich werde wiederkommen. Ich werde nicht alleine wiederkommen. Ich werde mit dem Menschen wiederkommen, den ich liebe. Frohe Ostern, Hase!
April 8, 2009
Kategorien: Neuseeland . . Autor: link4you . Comments: 1 Kommentar